Das Metropolitan-Projekt: Kleid Nr. 1

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WP_20151119_12_28_30_Pro WP_20151119_12_28_49_Pro Eigentlich müsste das Projekt „Kleid mit Hindernissen“ heißen.

Von Anfang an ergab sich ein Problem nach dem anderen. Beim antiken Original (einem Brautkleid),  wurde sehr viel feinster, handbestickter Batist verwendet. Ich hatte zwar dank der Lieferung aus Kalifornien ein ähnliches Stück in gutem Erhaltungszustand- Es war aber deutlich zu breit. Ich hätte die Randstickereien abschneiden müssen, um es passend zu machen. Das wollte ich aber nicht. Also musste ich ein anderes Stück  finden, hatte aber nur ein vom Stil her komplett anders geartetes. Es ist zwar ebenfalls handbestickt, passt aber nicht so perfekt wie das ursprünglich geplante. Dazu kam, dass es ebenfalls etwas zu breit war, ich es aber auch nicht einfach abschneiden wollte.

Also musste ich innen am Ausschnitt eine Reihe Spitzen einfügen, damit das Kleid nicht über die Schultern rutscht.

Der originale Ausschnitt ist auch sehr hoch am Hals angesetzt, was nicht komfortabel ist. Also setzte ich ihn tiefer. Auch die beiden gerüschten Einsätze an der Seite konnte ich so nicht nacharbeiten, da keine meiner antiken Spitzen lang genug war. Ich musste also den Schnitt an das vorhandene Material anpassen. Dazu kamen auch ein paar unerwartete kleine Schäden an den Tüllspitzen, die repariert werden wollten.  Am Ende musste ich auch etwas grobere Klöppelspitzen mit einarbeiten, weil von den feineren nicht genügend in passender Länge zur Verfügung stand. Dadurch hat das Ergebnis nur noch eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit dem Vorbild, was mich aber nicht stört, dadurch wird es individueller.

Natürlich wird es mit wechselnden Unterkleidern in diversen Farben getragen.

Zum Schluss habe ich mich entschieden, noch ein Taillenband anzubringen, weil das Kleid  gerafft einfach besser wirkt.

Die Rosen-Deko habe ich von Hand aus antiken Bändern gemacht und mit ebenfalls altem Seidengarn die blauen Blümchen direkt auf die Spitze gestickt.

„Aber“, kommt jetzt euer Einwand. „Das sieht ja aus wie ein Nachthemd!“

Stimmt. Aber das liegt daran, dass bis Ende der Zwanziger Jahre, was die Verwendung von Material betrifft, keinerlei Unterschied WP_20151119_12_29_58_Pro zwischen Mädchenkleidern, Unterwäsche, Sommerkleidern und manchmal sogar Abendkleidung gemacht wurde. Überall vernähte man die gleichen Spitzen und Stoffe wie Seide, Satin, feines Leinen und Batist wild durcheinander. Auch die Schnittmuster für Kleider und Nachthemden waren im Grunde ziemlich die selben.

Die Arbeiten der Callot- und Bouét Soeurs sind das beste Beispiel dafür. Sie verwendeten teilweise sogar die gleichen Verzierungen für Unterwäsche und Lingerie-Kleider, sodass der Unterschied für heutige Betrachter kaum noch zu erkennen ist.

Das „Metropolitan“-Projekt

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Ich liebe die Online-Collection des Metropolitan Museums. Ich könnte Stunden auf dieser Webseite verbringen….

Eines Tages bin ich über ein Lingerie-Kleid von den Callot Seours aus den zwanziger Jahren gestolpert. Ich wollte für mich etwas Ähnliches nähen, was damals aber unmöglich war. Ich hatte schlicht und einfach nicht genug oder das richtige antike Material dafür. Und moderne Spitze oder Stoff sind kaum geeignet. Man kann sie, was Qualität und Schönheit betrifft, einfach nicht vergleichen.

Die einzige Lösung hieß: Warten und sammeln. Was ich tat. Ich sammelte jahrelang wie ein Hamster. Aber trotzdem fehlten noch immer ein paar zentrale Stücke, ohne die ich nicht anfangen konnte.

Bis vor ein paar Wochen. Da bekam ich eine große Menge antiker Stücke aus Kalifornien.

Die kalifornischen Schätze enthielten einige der noch fehlenden Teile und so konnte ich endlich mit dem Projekt beginnen: Vier Kleider, inspiriert von Lingerie-Kleidern der Callot Soeurs und Boué Soeurs aus den zwanziger Jahren.

Natürlich ist es unmöglich, die Kleider zu kopieren. Die Originale sind handgenähte, maßgefertigte  Luxus-Gegenstände.  Sie wurden aus feinstem Batist oder Musselin gemacht und reich mit Couture-Stickerei und kostbarer Spitze verziert. Ich habe weder die Zeit, noch die Fähigkeiten für solche Stickereien, mein Vorrat an feinem altem Batist ist sehr klein und ich werde auch eine Nähmaschine benutzen.

Es ist genauso unmöglich, solche riesigen Mengen an Meterwaren-Spitze zu verwenden, wie es die Couturiers in den zwanziger Jahren taten. Die meisten antiken Spitzen auf dem heutigen Markt sind kurze Reste (oder sehr, sehr teuer) Und die gleichen Spitzen zu finden, wie sie für die Originalkleider benutzt wurden, steht gänzlich außer Frage.

Ein weiteres Problem ist die wunderschöne Patina der antiken Kleider. Meine Materialien kommen zwar aus dem gleichen Zeitalter oder davor, stammen aber aus unterschiedlichen Ländern und wurden unter sehr verschiedenen Bedingungen aufbewahrt. Das bedeutet, dass die Patina meiner Kleider sehr uneinheitlich sein wird.

Scheint so, als müsste ich jede Menge Kompromisse machen.

Letztendlich können meine Sachen nur ein armseliger Tribut an die Meisterstücke der „Roaring Twenties“ sein. Vielleicht wird es nicht mal eine erkennbare Ähnlichkeit geben. Aber das Projekt deshalb aufgeben? NIE!

Also wartet ab und seht, was ich zustande bringe. Kleid Nummer 1 ist fast fertig!

Servietten-Kleid

WP_20150929_14_46_55_Pro WP_20150929_14_46_43_Pro__highresDieses Kleid besteht fast vollständig aus antiken Servietten. Ich versuche immer, sie nicht zu zerschneiden, sondern als Ganzes zu verwenden, egal welche Größe oder Form sie haben. (Die einzige Ausnahme ist, wenn sie beschädigt sind.) Diese Methode ist nicht ganz einfach, denn sie beschränkt die Möglichkeiten. Die meisten Schnittmuster kann man vergessen. Aber ich denke, es ist spannend und die Sache wert.

Für das Kleid habe ich einige zuvor gefärbte Servietten zu einer einfachen Rockform zusammengenäht. Ich musste den Rock „anheben“, denn er war zu lang. Dann benutzte ich eine weitere Serviette für den Rücken und ein paar Stoffreste in verschiedenen Brauntönen für die Front.

Wenn ihr etwas Ähnliches versuchen möchtet, könnt ihr jede Art von Serviette dazu verwenden, egal ob antik oder modern.  Ihr könnt auch versuchen, Servietten mit vollkommen unterschiedliche Größen und Formen zu kombinieren. Nicht ganz einfach, macht aber Spaß!

Kleid mit „Kurve“

WP_20150929_13_12_50_ProFür dieses Projekt wollte ich etwas, Kurviges, Fließendes, wie man es bei vielen Kleidern aus den dreißiger Jahren findet. Aber nicht zu viel davon! Also habe ich ein paar alte Spitzen und Bordüren, ein altes Kissen (samt Verschlussleiste und Perlmuttknöpfen, wie ihr auf der Front vom Kleid sehen könnt) und Stoff von einem kaputten Überschlaglaken. Ich hab wie üblich alles gefärbt und in ein leicht kurviges Kleid verwandelt.

Kommoden-Kleid

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Ich habe dieses Kleid aus einfachem antikem Leinenstoff und zwei bestickten Teilen gemacht.

Eines davon war reichlich seltsam. Es hatte große, kreisförmige Ausschnitte an beiden Schmalseiten. Vielleicht wurde es als Läufer für eine Kommode mit Säulen benutzt….Aber ich bin nicht sicher.

Ich habe nicht viel verändert. Nur etwas Farbe hinzugefügt und die bestickten Sachen so benutzt, wie sie waren.

Das Märchen von der Lumpenprinzessin

Es war einmal vor langer Zeit eine Lumpenprinzessin, die von der bösen Königin der Dress Codes verflucht worden war. Deshalb musste sie jeden Tag in einem langweiligen Büro arbeiten und zur Strafe streng minimalistische Kostüme tragen.  Aber eines Tages hatte sie es satt und nähte sich ein romantisches Kleid aus einer chinesischen Tischdecke und Satinstoff von einem Bettbezug, um ihr wahres Wesen zu zeigen. Dann ging sie hoch erhobenen Hauptes durch das ganze Bürogebäude. Dummerweise fielen ihre nadelgestreiften Kollegen beinahe in Ohnmacht, als sie das magische Kleid sahen, das sie trug und kaum hatten sie sich einigermaßen erholt, rannten sie alle zum Chef und beschwerten sich.

Der Chef (Prinz Charming persönlich!) ging, um sich das Monstrum selbst anzusehen, erlitt einen bösen Schock und befahl unserer armen Lumpenprinzessin, sofort in sein Büro zu kommen. Er gab ihr die strikte Anweislung, diesen albernen Fummel auszuziehen und fragte sie,  ob sie vollkommen den Verstand verloren hätte. In dieser Situation blieb ihr nur eines übrig, um sich  vor der sofortigen Entlassung und weiterer Folter durch unsinnige Fragen zu schützen: Sie musste das Kleid ausziehen und den Mann heiraten. (Was den Fluch sofort brach!) Aber von nun an lebte er in ihrer wilden Wunder-Näh-Hölle und hatte das auch redlich verdient! Und natürlich bekam er auch nie eine Antwort auf seine Frage.  

 Das Kleid endete in der Mülltonne, wo ich es fand und für mich abänderte, denn ein kleines Bisschen der Magie war noch immer darin hängen geblieben.

Es gibt mehr als eine Lumpenprinzessin auf diesem Planeten, also Chefs,WP_20150929_16_13_16_Pro WP_20150929_16_13_07_Pro WP_20150929_16_12_21_Pro__highres seid vorsichtig!

Sommerkleid aus Reissäcken

WP_20150929_16_01_16_ProEinige Firmen verkaufen Reis in Beuteln aus grober Baumwolle. Das ist um Längen besser als Plastiksäcke. Aber was macht man damit, wenn der Reis aufgebraucht ist?

Es gibt einige Möglichkeiten, damit kreativ zu sein. Ich habe meine Reissäcke dazu verwendet, ein weites Sommerkleid zu machen. Alles was ich brauchte waren die Säcke, ein paar Stofffetzen und grobes Baumwollband. Ich habe alles in einem sanften Ton gefärbt, damit die Aufschrift auf den WP_20150929_16_01_45_Pro__highresReissäcken gut sichtbar bleibt.

Verrücktes Kleid

WP_20151017_11_43_43_Pro WP_20151017_11_42_49_ProEigentlich mag ich Rot-Weiß Kombinationen nicht so sehr. (Es gibt aber Ausnahmen, wie den Jugendstil Rock!)

Es sieht aber so aus, als ob SIE mich mögen. Deshalb folgen sie mir, wohin ich auch gehe und  finden IMMER einen Weg, unter der Nase meiner Wächter in den Nähraum zu schlüpfen.

Scheint so, als gäbe es nur einen Weg, sie für immer los zu werden: Ich muss ein Kleid nähen, dass so verrückt ist, dass alle, die noch auf ihre Chance zum Einschleichen warten, derart schockiert sind, dass sie mir künftig aus dem Weg gehen.

Gut…Hier ist das Kleid….Nun sehen wir mal, ob der Plan funktioniert….

Für dieses Überkleid habe ich fast alle antiken Stoffe in Rot-Weiß Kombination aus meinem Bestand benutzt. Es besteht aus Deckchen, Servietten, Überhandtüchern, Spitzen, Bändern, Tischläufern und einem beschädigten Stück aus einer antiken Bauerntischdecke. Es gibt keine nutzlosen Textilien. Man muss nur wissen, was man daraus machen kann!

Was trag ich bloß an Weihnachten?

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Jedes Jahr die gleiche Frage: Was um Himmels Willen zieh ich bloß an Weihnachten an?

Ich hatte keine Lust auf Grün-Rot-Gold wie bei einer klassischen Weihnachtsbaumdeko und eine „Rudolf das rotnasige Rentier“-Mütze kam auch nicht in Frage. Und ich weigere mich auch strikt, eines dieser Kunstfaser-Abendkleider zu tragen.

Das bedeutete mal wieder „Do it yourself“.

Ich hatte ein Stück nie benutzten Jugendstilstoff aus Baumwolle, ein paar kleinere Stücke alte Plauener Spitzenmuster, Teile von 30er Jahre Vorhängen, antike Spitzenstücke und etwas Samtband.  Ich färbte Stoff, Spitzen und Vorhänge (das Samtband hatte zum Glück schon einen passenden Farbton) und machte ein weites Kleid mit lose fallendem Überkleid daraus. Inspiriert wurde ich von den wunderschönen Abendkleidern aus der Zeit zwischen 1900-1914.

Ich denke, in diesem Kleid werde ich ein weiteres Weihnachten überleben.

Für Sommerfeste

Stellt euch vor, ihr schlendert über eine Gartenparty in einem Kleid wie diesem….Es wurde aus Deckchen, Resten von altem Leinen und Baumwolle, kurzen Stücken antiker Spitze und zwei großen bestickten Dreiecken gemacht, die eigentlich für Kissenbezüge gedacht waren. Es ist sehr bequem, aber passt auf mit der Grillsauce!WP_20150929_12_14_51_Pro