Keine passenden Abendhandtaschen….

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Nachdem ich mit meinem Metropolitan-Projekt fertig war, stellte ich fest, dass ich jetzt zwar genügend Abendkleider für Weihnachten und Silvester habe…..aber dummerweise keine einzige passende Abendhandtasche……

Also zum Computer rennen, rein in die Online-Collection, nach etwas Passendem suchen und letztendlich über ein paar einfache, aber wunderschöne Abendhandtäschchen aus Spitze stolpern.

Zwischen 1905 und Anfang der Zwanziger Jahre gab die spanisch-amerikanische Gesellschaftsdame und Spitzensammlerin Rita de Alba y de Acosta (Rita Lydig) einige Stücke aus ihrer Sammlung an das Cotoure-Haus Callot Soeurs, mit dem Auftrag Mäntel, Blusen, Kleider und Taschen daraus zu machen. 1953 wurden diese Kleider und viele Accessoires dem Metropolitan Museum in New York gestiftet und können nun im Web bewundert werden.

Keine Frage, Rita´s wunderschöne Taschen haben es mir angetan!

Was die meisten von ihnen verbindet, ist die Tatsache, dass sie einen extrem einfachen Schnitt in Kombination mit kostbaren Spitzen haben. Die Spitzen waren bereits antik, als die Callot Soeurs anfingen, damit zu arbeiten. Einge der Stücke gehen auf das 17. oder 18. Jahrhundert zurück.

Natürlich besitze ich keine so kostbaren Sachen. Aber das ist komplett unwichtig. Ich habe genug antike Fetzen und Stückchen, allesamt zu klein um Klamotten daraus zu nähen, aber perfekt für Taschen. Und es ist mir reichlich egal, ob die Teile Löcher und Flecken haben.

Zuerst habe ich eine kleine Tasche in Creme aus Seidenresten, antiken Damast-Leinen Untersetzern (oder sind das nur kleine Tee-Servietten? Ich weiß es nicht genau…), einem Stück venezianischer Spitze und Maschinen-Klöppelspitze genäht. Die Tasche hat keine Vorder-oder Rückfront, sie kann von beiden Seiten benutzt werden.

Diese Tasche ist in einem ziemlich ähnlichen Stil wie die von Rita Lydig.

Aber ich wollte auch etwas „geräumigeres“. Also habe ich noch eine zweite Tasche aus Stoffresten, unterschiedlichen Spitzenresten, alter Goldbrokat-Borte und einigen übriggebliebenen Stückchen Lingeriestoff aus den 50er Jahren genäht.

Jetzt können die Feste kommen….Ich bin gut vorbereitet mit meinen Lingerie-Kleidern, dem Spitzenponcho und den passenden Abendhandtaschen.

Mottenschutz

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WP_20151016_12_43_57_Pro__highresCrazy-Patchwork-Taschen mit und ohne Reißverschluss,  die ich aus neuen und antiken Stoffresten genäht habe, um meine wollenen Winterkleider vor dieser hinterhältigen, geflügelten Pest namens MOTTE zu schützen!

Erinnerungs-Tasche

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Vor einigen Jahren kaufte ich im Internet ein Konvolut an alter Durchbruchstickerei (vermutlich Hardanger) aus den 40er Jahren. Als ich das Bündel öffnete, um es zu waschen, kam eine Überraschung zum Vorschein: Eine kleine Papierkarte auf der in weiblicher Handschrift stand „In Gefangenschaft aus alten Lumpen gefertigt“.

Ich versuchte herauszufinden, wo es herstammte, kam aber nicht weit. Die Verkäuferin hatte das Bündel von einem verwitweten Freund erhalten, dessen Frau solche Dinge gesammelt hatte. Von wem sie es hatte, konnte nicht mehr nachvollzogen werden. Nur, dass das Bündel einige Jahre im Keller lag.

So werde ich nie erfahren, wer die unbekannte Frau war, die diese schönen Nadelarbeiten geschaffen hat und was uns die Karte über ihr Schicksal wirklich mitteilt. War sie eine Kriegsgefangene? Oder eine Strafgefangene in einem Gefängnis? Wurde sie aus politischen Gründen eingesperrt oder war sie ein Opfer des Naziregimes und in einem KZ inhaftiert?

Es gibt keine Antwort darauf. Aber die Feinheit und Sorgfalt, mit der sie aus den grauen Lumpen noch kleine Kunstwerke geschaffen hat, sprechen dafür, dass sie nicht nur sehr versiert war, sondern auch nie die Hoffnung verloren hat. Eine Reihe von später entstandenen Stücken mit buntem Garn beweist, dass sie den Krieg überstanden und ihre Handarbeiten auch später noch mit Freude weitergeführt hat.

Um diese unbekannte Frau zu ehren und an sie zu erinnern, habe ich so viele der kleinen Lumpenkunstwerke wie machbar in eine Boten-Tasche zusammengefasst,  und mit antikem Leinen und ein paar ihrer farbigen Nachkriegswerke ergänzt.

Für das Mittelteil habe ich ihre Handschrift von der Karte so gut wie möglich kopiert und nachgestickt.