Wieso nicht mal ein einfaches Lavendelsäckchen mit Reißverschluss aus einem Stoffrest machen? Der Inhalt kann so einfacher ausgetauscht werden und der Beutel ist wesentlich flacher.
Autor: ragmin
Mottenschutz
Erinnerungs-Tasche
Vor einigen Jahren kaufte ich im Internet ein Konvolut an alter Durchbruchstickerei (vermutlich Hardanger) aus den 40er Jahren. Als ich das Bündel öffnete, um es zu waschen, kam eine Überraschung zum Vorschein: Eine kleine Papierkarte auf der in weiblicher Handschrift stand „In Gefangenschaft aus alten Lumpen gefertigt“.
Ich versuchte herauszufinden, wo es herstammte, kam aber nicht weit. Die Verkäuferin hatte das Bündel von einem verwitweten Freund erhalten, dessen Frau solche Dinge gesammelt hatte. Von wem sie es hatte, konnte nicht mehr nachvollzogen werden. Nur, dass das Bündel einige Jahre im Keller lag.
So werde ich nie erfahren, wer die unbekannte Frau war, die diese schönen Nadelarbeiten geschaffen hat und was uns die Karte über ihr Schicksal wirklich mitteilt. War sie eine Kriegsgefangene? Oder eine Strafgefangene in einem Gefängnis? Wurde sie aus politischen Gründen eingesperrt oder war sie ein Opfer des Naziregimes und in einem KZ inhaftiert?
Es gibt keine Antwort darauf. Aber die Feinheit und Sorgfalt, mit der sie aus den grauen Lumpen noch kleine Kunstwerke geschaffen hat, sprechen dafür, dass sie nicht nur sehr versiert war, sondern auch nie die Hoffnung verloren hat. Eine Reihe von später entstandenen Stücken mit buntem Garn beweist, dass sie den Krieg überstanden und ihre Handarbeiten auch später noch mit Freude weitergeführt hat.
Um diese unbekannte Frau zu ehren und an sie zu erinnern, habe ich so viele der kleinen Lumpenkunstwerke wie machbar in eine Boten-Tasche zusammengefasst, und mit antikem Leinen und ein paar ihrer farbigen Nachkriegswerke ergänzt.
Für das Mittelteil habe ich ihre Handschrift von der Karte so gut wie möglich kopiert und nachgestickt.
Alles wegen Napoleon!
Der erste Kommentar, den ich nach Fertigstellung dieses Hutes bekam war „du siehst aus wie Napoleon…..“ Finde ich zwar nicht, denn EIGENTLICH ist es ein Egyptian-Revival-Hut im Stil der zwanziger Jahre….Aber wenigstens bekam ich so einen originellen Namen für den Hut und Napoleon WAR ja auch tatsächlich mal in Ägypten…..Also: Hier kommt „Le Bonaparte!“.
Die Metallapplikation ist original zwanziger Jahre und war als Buchverzierung gedacht. Das Band mit den Hieroglyphen ist modern.
Herbsttage
Was trag ich bloß an Weihnachten?
Jedes Jahr die gleiche Frage: Was um Himmels Willen zieh ich bloß an Weihnachten an?
Ich hatte keine Lust auf Grün-Rot-Gold wie bei einer klassischen Weihnachtsbaumdeko und eine „Rudolf das rotnasige Rentier“-Mütze kam auch nicht in Frage. Und ich weigere mich auch strikt, eines dieser Kunstfaser-Abendkleider zu tragen.
Das bedeutete mal wieder „Do it yourself“.
Ich hatte ein Stück nie benutzten Jugendstilstoff aus Baumwolle, ein paar kleinere Stücke alte Plauener Spitzenmuster, Teile von 30er Jahre Vorhängen, antike Spitzenstücke und etwas Samtband. Ich färbte Stoff, Spitzen und Vorhänge (das Samtband hatte zum Glück schon einen passenden Farbton) und machte ein weites Kleid mit lose fallendem Überkleid daraus. Inspiriert wurde ich von den wunderschönen Abendkleidern aus der Zeit zwischen 1900-1914.
Ich denke, in diesem Kleid werde ich ein weiteres Weihnachten überleben.
China lässt grüßen
Das Material für diese Jacke fand ich in der Stoff-Ramschkiste in einem Second- Hand- Laden. Am Stoff war ein Schild mit dem Hersteller befestigt und eine handgeschriebene Notiz: „für das Zimmer unserer Tochter“. Augenscheinlich war der Stoff als Dekoration gedacht und der Rest wurde im Altkleidercontainer entsorgt, von wo aus er auf verschlungenen Wegen in der besagten Kiste landete. Glück für mich, es ist ein teurer Designerstoff mit schönen chinesischen Drachenmotiven in Gold. Da er nicht ganz ausreichte, habe ich einfach einen Rest steifen Baumwollsatin in einer sehr ähnlichen Farbe aus meinem Fundus für die Ärmel verwendet. Ein großer Knopf als Verschluss auf der Front. Fertig ist die elegante Abendjacke.
Für Sommerfeste
Stellt euch vor, ihr schlendert über eine Gartenparty in einem Kleid wie diesem….Es wurde aus Deckchen, Resten von altem Leinen und Baumwolle, kurzen Stücken antiker Spitze und zwei großen bestickten Dreiecken gemacht, die eigentlich für Kissenbezüge gedacht waren. Es ist sehr bequem, aber passt auf mit der Grillsauce!
Tischtuch Ensemble
Alte Tischdecken können sich in ein hübsches Ensemble für Sommertage verwandeln. Das weiße Kleid mit dem roten Streifen war früher eine Bauerntischdecke, verziert mit Klöppelspitze und einem bestickten Deckchen. Die Klöppelspitze am Ausschnitt war eigentlich als Eckverzierung für einen Kissenbezug gedacht, aber sie passt perfekt.
Die Wickelweste war eine Tischdecke aus den 30er Jahren, so schwer beschädigt, dass ich zuerst dachte, es handelt sich um einen hoffnungslosen Fall für die Mülltonne. Aber ich habe einen Weg gefunden, indem ich viele kleine, noch intakte Stücke ausgeschnitten und mit der wesentlich besser erhaltenen Mitte der Tischdecke kombiniert habe.
Second Hand Recycling
Sofern ich sie nicht selber mache, kaufe ich Kleidung Second Hand. Das spart Ressourcen, ist umweltfreundlich und wesentlich nachhaltiger, als ständig neu zu kaufen. Außerdem schont es den Geldbeutel.
Was aber, wenn das Second Hand Teil nach ein paar Jahren auch nicht mehr tragbar ist? Dann wird es zum Fall fürs Recycling. Was früher eine durchgewetzte Leinenhose war, ist jetzt eine Weste!