Ich sah einen antiken Helm-Hut wie diesen irgendwo im Internet und wollte etwas in der Art für mich selbst, hatte aber damals keine Zeit dafür. Ein paar Wochen später tauchte in einer Szene von einem frühen Hitchcock-Film (Mord! Sir John greift ein!) ein ähnlicher Hut auf. Dieses Mal hatte ich keine Wahl, als sofort meine eigene Version zu machen. Ich nahm einen modernen Filzstumpen und antikes Ripsband, schnitt den Stumpen auf und begann zu nähen. Meiner „Assistentin“ Helen steht er leider nicht so richtig, dafür aber MIR. Und das reicht.
Monat: November 2015
Handtuch-Jacke
Ich hatte einen beschädigten Kinder-Bettbezug aus dem Art Déco und acht identische Küchenhandtücher aus dem selben Zeitalter. Ein guter Grund, daraus einen kurzen Mantel zu machen. Die Küchenhandtücher hatten Aufhänger an beiden Schmalseiten, was sehr bequem war. So konnte ich einfach eine antike Kordel durch beide Schlaufen ziehen und die unteren Enden der Handtücher für etwas mehr „Shabby“-Effekt anheben. Das wunderschöne Monogramm vom Bettbezug schmückt jetzt den Rücken des Mantels.
Lila in jeder Schattierung
Zu viele lila Stoffreste in meinem Korb….Und keine Idee, was man draus machen könnte….Bis ich entschied, eine kurze Weste für meine lila Tunika und einen passenden Rock aus einem antiken Überschlaglaken zu machen.
Die Weste ist warm, behaglich und außerdem ein Hingucker. Die Farben erhellen dunkle und bedrückende Herbsttage und mein Korb ist jetzt weniger voll…….
Zwanziger Jahre Cloche
Die Lumpenprinzessin geht zum Ball
„Halt!“ rief Prinz Charming.
die Lumpenprinzessin, die gerade in ihrem brandneuen Mantel, genäht aus einem Sechziger-Jahre Samtvorhang, die Stufen des Schlosses hinunter schritt, blieb stehen- einen Fuß in der Luft.
„Was ist los?“ fragte sie.
„Ich tu das ja nicht gern, aber ich muss darauf bestehen, dass du einen anderen Mantel anziehst!“ sagte der Prinz bemüht höflich.
„Wieso? Was stimmt nicht mit dem Mantel?“ fragte die Prinzessin erstaunt.
„Es hat den Anschein, als könntest du nichts nähen, das nicht mehr oder weniger lächerlich ist. Aber DIESER Mantel schlägt wirklich alles!“
„Ich weiß nicht, was du meinst!“
„Er ist nicht nur hässlich….nun….er ist GRÜN! Hast du je eine Prinzessin in einem GRÜNEN Mantel gesehen?“
„Also… Tatsächlich hab ich letzte Woche Cinderella in diesem großartigen grünen…..“
„Hör auf! Du siehst aus wie ein FROSCH!“ rief der Prinz.
„Ich? Ein FROSCH? Du nennst deine Gemahlin einen FROSCH? Ich glaube, du bist im falschen Märchen gelandet!““
„Ich zeige mich nicht in der Öffentlichkeit mit jemandem, der aussieht wie eine zu groß geratene Amphibie!“
„Aber wir sind zum Ball des Nachbarkönigs eingeladen und sollten längst unterwegs sein!“
„Ja! Und das ist ein sehr guter Grund, weshalb du dich rasch umziehen solltest!“
Die Lumpenprinzessin zählte bis drei und hoffte, dass ihre Patin, die gute Fee erscheinen und ein paar ernste Worte mit diesem Sturkopf von Gemahl sprechen würde. Aber nichts geschah. Sie musste die Situation alleine durchstehen.
„Wo sind nur diese Feen, wenn man sie mal braucht! murmelte sie bei sich. Dann sah sie den Prinz an.
„Dieser Mantel…“ versuchte sie es erneut.
„NEIN! Solange ICH die Kutsche fahre, erlaube ich nicht, dass du mit diesem Ding einsteigst! Ich habe Angst, dass die Pferde durchgehen!“
„Und DU nennst dich einen MODERNEN Prinzen! Jetzt schau mal…. ich darf mich nicht verspäten….Ich habe Schneewittchen und der bösen Königin versprochen, ihnen zu zeigen, wie man aus verrotteten alten Schals einen Rock macht und……..“
„Grüner Mantel-Kein Ball! Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe! Also zieh dich um oder wir bleiben zu Hause! Du hast genau fünf Minuten!“
Manchmal muss eine Prinzessin akzeptieren, wenn sie einen Kampf verloren hat. Also rannte sie die Stufen hinauf, zog den Mantel aus und nahm sich einen anderen, der nicht weniger lächerlich war als der Frosch-Mantel, dafür aber aus roten Fetzen mit einem schicken Käppchen. Dann eilte sie wieder hinunter.
Prinz Charming stand unten am Treppenaufgang, tappte ungeduldig mit seinen eleganten Füßen und rasselte mit dem Kutschenschlüssel.
Er japste, als er den roten Mantel sah, sagte aber nichts. Letztendlich war es besser, mit einem Haufen roter Lumpen als mit einem Frosch auszugehen.
Und so fuhren sie zum Ball, wo die Prinzessin ihr Versprechen hielt und alle anwesenden Damen mit ihrem Schal-Rock-Projekt zu Tode langweilte, während Prinz Charming seinen Trost darin fand, alleine durch den ausgedehnten Park des Nachbarschlosses zu wandeln, wo er nur von einer Gruppe Guerilla-Stricker gestört wurde.
Kleid mit „Kurve“
Für dieses Projekt wollte ich etwas, Kurviges, Fließendes, wie man es bei vielen Kleidern aus den dreißiger Jahren findet. Aber nicht zu viel davon! Also habe ich ein paar alte Spitzen und Bordüren, ein altes Kissen (samt Verschlussleiste und Perlmuttknöpfen, wie ihr auf der Front vom Kleid sehen könnt) und Stoff von einem kaputten Überschlaglaken. Ich hab wie üblich alles gefärbt und in ein leicht kurviges Kleid verwandelt.
Vorhang-Tunika
Alte und antike Vorhänge sind fabelhaft für Nähprojekte geeignet. Es ist egal, ob ihr die schwerere, blickdichte Variante mit vielen Mustern verwendet oder die leichten, feinen Gardinen mit Spitzenmustern.
Für diese lange Sommer-Tunika habe ich Stücke von antiken Art Déco-Vorhängen verwendet. Das Schnittmuster musste sehr einfach sein, denn das Design der Vorhangstoffe spricht für sich selbst.
Verwenden oder nicht verwenden….
Verwenden oder nicht verwenden….Das ist hier die Frage!
Manchmal bekommt man antike Stücke und fragt sich selbst „Soll ich das für eines meiner Projekte verwenden oder sammeln, damit es erhalten bleibt?“
Meistens entscheide ich mich dafür, es zu verwenden, besonders wenn die Sachen nicht zu selten, wertvoll oder so fragil sind, dass eine Verarbeitung
sich von selbst verbietet.
In diesem Fall bekam ich eine Musterkarte mit Plauener Tüllspitze aus den 30er oder 40er Jahren.
Die altrosa Stücke in der Mitte sind eigentlich die beiden Teile eines Kragens, aber ich dachte mir, dass sie hervorragend als Verzierung für einen BH zu gebrauchen wären.
Ich hatte recht, wie ihr auf dem Bild sehen könnt.
Also, wenn ihr euch dazu entscheidet, mit euren antiken Schätzen zu arbeiten, seid vorsichtig und respektvoll und vergesst nicht, dass die Sachen ursprünglich ja zur Benutzung gemacht wurden. Es gibt also keinen Grund, warum sie nicht wieder ans Licht kommen und bewundert werden sollten.
Zellophan-Hut
Vor einiger Zeit bekam ich einen Haufen altes Hutmachermaterial, in dem unter anderem auch zwei Stränge mit weißer „Strohborte“ aus Zellophan enthalten war. Geflochtene Zellophan-Borte war von den zwanziger Jahren bis in die Fünfziger hinein ein beliebtes Material zur Herstellung von Hüten, wird aber heute kaum noch hergestellt.
Leider ist das Material empfindlich und verträgt weder Sonneneinstrahlung noch Feuchtigkeit gut. Dementsprechend waren beide Stränge in keinem sehr guten Zustand mehr und ein Teil der Borte schon verrottet. Ich habe trotzdem versucht, einen Hut im Stil der 20er Jahre daraus zu machen um den Umgang mit schwierigem Material zu üben. Ich musste die Borte sorgfältig anfeuchten, in einem Tuch feucht halten und mit Nadel und Faden vorsichtig über einem Hutkopf vernähen ohne dass die Borte reißt oder sich auflöst. Danach wurde das Ganze mit Hutsteife behandelt und der Rand verdrahtet.
Zu meinem eigenen Erstaunen hat es geklappt. Der Hut ist zwar etwas exzentrisch und er raschelt auch bei jeder Berührung wie welkes Laub (kein Wunder, Zellophan wird aus Zellulose hergestellt), aber er ist durchaus tragbar.
Bitte kein Pelz!
Wir sollten Pelz vermeiden. Ich denke, die Zeiten, in denen Tiere leiden und sterben mussten für Dinge wie Pelzmäntel und Kragen sollten endgültig vorbei sein und nie mehr zurückkommen.
Kein menschliches Wesen sieht in einem Pelzmantel jemals so gut aus, wie das Tier, das für den Mantel sterben musste.
Wenn der Winter kommt, benutze ich „Pelzchen“, meinen Kragen aus falschem Pelz. Ich habe den Kragen nicht selbst genäht.
Tatsächlich habe ich ihn vor Jahren in einem Second-Hand-Laden gefunden. Er war dreckig, das Futter hatte Löcher, Nähte waren aufgerissen, der Schwanz nur noch halb vorhanden und ein Glasauge fehlte.
Aber es war offensichtlich, dass jemand vor langer Zeit den Kragen selbst gemacht hatte, mit einfachem Material wie Baumwollsatin und einem Pelzmaterial, wie man es für Teddybären benutzt.
Ich hab den Kragen gesäubert, repariert und ein Paar neuer Glasaugen gekauft. Nun sind wir zusammen so richtig glücklich.
Aber was kann man da auf dem Foto sehen? Echten Pelz! Ist diese Frau eine Heuchlerin?
Nein, bin ich nicht. Aber Pelzchens Schwanz und Ohren bestehen tatsächlich aus echtem Pelz. Ich denke, die Frau, die den Kragen gemacht hat, benutzte Reste von einem alten Kragen und ich hatte nie den Mut, das Ganze auszutauschen. Allerdings habe ich auch nie den halben Schwanz ersetzt.
Pelzchen bleibt wie es ist und ich verwende den Kragen auch als eine Erinnerung für mich: Nimm selbst niemals echten Pelz für deine Projekte!
Ihr habt keine Pelzmäntel und wollt auch keine Kragen aus diesem Material und was soll überhaupt dieser Beitrag? Pelz ist doch schon lange out!
Denkt ja nicht, ihr seid damit in Sicherheit. Pelz lauert überall. Auch wenn wir das oft gar nicht mehr merken!
Die hübschen kleinen Felltierchen, die es auf Weihnachtsmärkten und in Billigläden gibt, sind oft mit dem Fell von Katzen beklebt, die in Asien millionenfach getötet werden. Und wo kommt der Echt-Pelz an der neuen, stylischen Handtasche her? Oder das Stück Fell an den In-Boots, die ihr gerade im Schuhgeschäft in der Hand habt?
Es mag kein Zobel oder Nerz sein, aber macht das einen Unterschied, um welches Tier es sich handelt?
Fragt euch selbst, wie Tiere aufgezogen und gehalten werden, deren Fell letztendlich für Accessoires und Kleidung industriell verarbeitet wird. Und wie sie getötet werden.
Versucht, Produkte zu vermeiden die echtes Fell beinhalten und sollte das nicht möglich sein, kauft eure Sachen bei Öko-Anbietern.
Das Web ist voll von Alternativen zu „normalen“ Industrieprodukten!
Stellt Fragen. Und wenn man sie euch nicht oder nur ausweichend beantwortet, kauft woanders!